Die Horwer Originale
Was sind Originale? Es sind Menschen wie du und Ich, die sich aber durch Ihre Eigenart besonders auszeichnen – ohne darauf abzuzielen. So prägten und prägen sie das Horwer Dorfleben mit. Und sie bleiben unvergessen.
Walter Wermelinger, „Wäusch“
«Wäusch» war als Velomechaniker weiterherum bekannt. Die zentrale Lage an der Horwer Wegscheide war sicher förderlich für sein Velogeschäft, aber letztlich war es seine offene und redselige Art, die ihn zur Legende machten. Er war immer gut gelaunt und kompetent als Mechaniker; seine Kundschaft unterhielt er mit Geschichten und Episoden aus seinem Leben.
Nicht immer war das Velo auf den vereinbarten Termin geflickt, aber mit einer charmanten Entschuldigung oder einer spannenden Schilderung hatte er seine Kunden schnell wieder auf seiner Seite. Die jungen Frauen wurden besonders zuvorkommend bedient und meistens gab er einen grosszügigen Rabatt. Kleinere Reparaturen machte er oft auch gratis.
18.3.1934 – 28.2.2013
Angy Burri, „Stadtindianer“
Viele haben Angelo Burri in Erinnerung, wie er auf seiner blauen Harley auf dem Pferdesattel sitzend die «Zentralschweizer Jagdgründe» unsicher machte. Der Luzerner Künstler und Berufsindianer hat seine Träume gelebt, sei es als Sammler, Musiker oder Filmemacher.
Schon früh begann Angy, Utensilien der Ureinwohner Nordamerikas zu sammeln. Diese nutzte er in seinem Film «The Wolfer», den er auf dem Glaubenberg und in der Gemeinde Kerns drehte.
Mit seiner Band «the Apaches» spielte «Big Angy» Rock ‘n Roll und Countrymusic, vorzugsweise im indianischen Lendenschurz. Seine Lieblingsgitarre, eine Fender Stratocaster Dakota Red von 1963, ist nun im Besitz des Historischen Museums Luzern.
4.4.1939 – 20.12.2013
(Aufnahme in einem Horwer Schulzimmer, 1986)
Josef Bieri, „Rottannli“, „Winkugeischt“
Josef Bieri wuchs in Malters auf, wo er – zusammen mit seinen Eltern und vier Brüdern – eine schöne Kindheit verbrachte. Dann zog seine Familie nach Horw in ein Holzhaus neben dem historischen Zollhaus. Er hatte Wagner gelernt, war in Horw aber als Strassenreiniger tätig. Auch in seiner Freizeit sah man ihn im Winkel die Strasse und vor allem den Brunnen bei der Kapelle reinigen.
Mit seinen langen roten Haaren und seinem Bart war er eine auffällige Person, vor dem die Kinder oft Angst hatten. Den Spitznamen «Rottannli» mochte er nicht und auch «Herr Bieri» wollte er nicht genannt werden, ihm passte der Name «Winkelgeist». Man brauchte aber keine Angst vor dem Winkelgeist zu haben, er war durchaus liebenswürdig und freundlich.
In seiner Wohnung sammelte er viele Gegenstände, von denen er sich offensichtlich nicht trennen konnte. Das wurde ihm wahrscheinlich auch zum Verhängnis. Bei einem Wohnungsbrand kam er ums Leben und das Haus brannte nieder. Es war der Bise in dieser Dezembernacht zu verdanken, dass das nahe Zollhaus nicht auch in Flammen aufging.
9.1.1928 – 4.2.2012
(Oktober 1994, Foto: Peter Fischli)
Fredi Scherer, „Fecker“
Fredi Scherer mit seinem redseligen, offenen Naturell war in Horw weit herum bekannt, nicht zuletzt auch in den Horwer Gaststätten. An der Kilbi war er immer mit seinem «Rösslispiel» (Karussell) präsent, verkaufte Zuckerwatte und andere Leckereien. Seinen Übernahmen «Fecker» erhielt er wohl, weil die Geschäfte, die er unter anderem als Marktfahrer tätigte, nicht immer ganz korrekt waren. Sein Bruder Hans war übrigens unter dem Namen «Solid» bekannt.
27.10.1940 – 1.9.2010
(Februar 1995, Foto Peter Fischli)
Sabeth Lötscher
Als Theres Lötscher wuchs Schwester Sabeth in Schüpfheim auf. Die absolvierte das Kindergartenseminar und unterrichtete anschliessend an einem Kindergarten in Döttingen. Mit 37 trat sie ins Kloster Baldegg ein. Später schloss sie das Seminar für Seelsorgehilfe und einen Katechesekurs ab.
Die Ordensschwester Sabeth Lötscher wirkte in Horw als Katechetin und als «guter Geist in der Pfarrei Horw». Sie war bekannt als Frohnatur, die in der sozialen und seelsorglichen Arbeit mühelos den Kontakt zu allen Generationen gefunden hat. Im Jahr 1998 durfte sie den Kulturbatzen der Gemeinde Horw entgegennehmen, den sie mit ihrer Originalität, ihrem Ideenreichtum und grosser Schaffenskraft mehr als verdiente. Unentwegt war sie für ihre Mitmenschen unterwegs: Zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Auto wechselte sie vom Blindenheim ins Spital und leistete wo nötig Sterbebegleitung.
Nach der Horwer Zeit war Schwester Sabeth von Baldegg aus noch bin ins hohe Alter von 85 Jahren im Altersheim Chrüzmatt in Hitzkirch tätig.
25.11.1928 – 18.2.2022
Dominik Buholzer, «Domini“
Dominik Buholzer gehört wohl bis heute zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Horw, zu der und von der auch ein bunter Reigen von Geschichten überliefert ist. Als Briefträger war er ein wichtiger Kommunikator im Dorf, als Skiclub-Aktiver sehr beliebt, als Einwohnerrat bekannt und als Jugendförderer im Sport breit angesehen. Unter anderem erzählte er in einem öffentlichen Erzählcafé Vieles aus seinem Leben: im Jahre 1931 wurde er in eine 10-köpfige Kleinbauern-Familie hineingeboren, im selben Haus, in dem er auch als alter Mann noch wohnte. Er lernte das Postaustragen Schritt für Schritt, startete mit dem Abholen der Briefe und Pakete am Bahnhof, mit einem vierrädrigen Handwagen. 1963 wurde er zum Briefträger gewählt, was damals viel Marschkilometer und ein grosses Geschick im Umgang mit Hunden verlangte. Dabei lernte er schnell, die Wächter mit Guetzli und Knochen zu bestechen, um ungeschoren davonzukommen. Als er zur Erleichterung seiner Arbeit endlich ein Töffli erhielt, wurde dieses zuweilen auch zur Attraktion für die Kinder, die eine Strecke ‘mitreiten’ durften. Der Briefträger war übrigens damals auch ein Geldkurier, der beispielsweise die AHV noch bar in die Hand der Pensionäre drückte. Angst vor Überfällen hatte er trotz der grossen Summe nie, auch wenn er manchmal war mit hunderttausend oder gar zweihunderttausend Franken unterwegs war. Kurz vor der Pensionierung musste er sich am Ende seiner Pöstler-Karriere noch mit computergesteuerten Tourenberechnungen anfreunden.«Domini», Briefträger, Skiclub-Aktiver, grosser Jugendförderer im Sport, Waffenläufer und vieles mehr.
6.3.1931 – 15.4.2022
(Juni 1994, Foto: Peter Fischli)
Louis Läubli, „Stürmi“
Ludwig oder Louis Läubli hatte mehrere Spitznahmen, neben «Läubli» wurde er auch «Seppi», «Stürmi» oder «Kräutermannli» genannt. Er hatte eine schwere Kindheit, sei es zu Hause, im Kinderheim oder auch bei einem Bergbauern.
In Horw war Läubli bekannt, weil er häufig mit dem Velo unterwegs war, welches er als seinen besten Freund bezeichnete. Zuerst wohnte er in Kastanienbaum, später musste er ins Pflegeheim Kirchfeld, wo er sich allerdings nicht sehr wohl fühlte. Auf seinen Ausflügen ins Dorf und zurück betätigte er sich oft als Medikamentenkurier. Daher stammt wohl auch der Name «Kräutermannli». Unter dem Namen «Stürmi» war er in der Güggali Zunft Luzern bekannt, die sich der Luzerner Stadtoriginale annimmt.
(Oktober 1994, Foto: Peter Fischli)
Joseph Keller „Volksbotseppi“
Joseph Keller war in Horw als Chefredaktor des «Volksboten» bekannt, nicht zuletzt durch seine umtriebige Art und seine manchmal etwas speziellen Formulierungen. Er war auch Journalist für verschiedene Luzerner Tageszeitungen; man sah ihn fast nie ohne seine Kamera.
Joseph Keller engagierte sich beim Verein Heimatschutz Horw und sammelte mit viel Elan Gegenstände, welche mit Horw zu tun hatten. Seine Initiative, im Horwer Zollhaus ein Heimatmuseum zu eröffnen, blieb allerdings ohne Erfolg.
2.12.1918 – 14.9.1998
Alois Bucher, „Tarzan“ und „Büchel-Wysi“
Alois Bucher war in der Innerschweiz bekannt als «Büchel-Wisi». Geboren und aufgewachsen in Küssnacht, weilte der Doktor der Ethnologie als Sprachen- und Völkerforscher zehn Jahre lang bei Urvölkern in Asien.
Danach lebte er in Horw, war aber oft mit seinem Alphorn und mit dem Büchel im In- und Ausland unterwegs, als «Botschafter des Friedens», wie er jeweils sagte. Sogar im Petersdom in Rom hatte er einen Auftritt. In vielen Städten trat er als Strassenmusikant auf und sammelte Geld für sein altes Bauernhaus in Horw. Hier war er auch oft mit einem Lamm unterwegs, welches er auf der Schulter trug.
Aufnahme vom internationalen Trachtentreffen in Buochs (Foto: Melk Imboden. 1991)
Micheline Klapproth
Die Dolmetscherin und Autorin war während vielen Jahren als Journalistin für das «Luzerner Tagblatt», die Zeitschrift «Sonntag» und den Horwer «Volksboten» tätig. Mit ihren Artikeln und Fotoreportagen machte sie wesentliche Aspekte der Kultur einem breiten Publikum zugänglich. Vor allem in ihrem Wohnort Horw berichtete sie über zahlreiche politische und kulturelle Anlässe.
Mit «Musette auf Schatzsuche» schrieb sie eine Liebeserklärung an die Gemeinde Horw und insbesondere an das Winkel-Quartier. Micheline Klaproth machte sich aber auch für den Schutz der Natur stark und setzte sich für den Erhalt des historischen Zollhauses und die Renovation der Dreikönigs-Kapelle ein.
Im Jahr 2016 erhielt sie den Anerkennungspreis der Gemeinde Horw für ihr grosses und vielfältiges Engagement.
7.11.1929 – 7.9.2018
(Foto: Melk Imboden, 2000)
Willi Wermelinger
Hufschmied, häufig mit Fuhrwerk und Hund auf dem Kutscherbock unterwegs in Horw